Erfolgsfaktoren des Working Capital Management
Es ist leicht ersichtlich und nachvollziehbar, dass ein aktives und erfolgreiches Working Capital Management nicht auf den aggregierten Kennzahlen auf Unternehmensebene basieren kann. Eine Steuerung des Working Capital Prozesses anhand dieser indirekten Bilanz-Kennzahlen ist nicht möglich. Vielmehr muss eine Steuerung über adäquate, weil verursachungsrelevante, messbare und beeinflussbare Mikro-Kennzahlen für alle wesentlichen Liquiditätstreiber und –bremser im Unternehmen erfolgen, die gemeinsam mit den (Teil-)Prozess-Verantwortlichen erarbeitet, festgelegt und erhoben werden.
Auch kann eine erfolgreiche Steuerung nur bedingt durch die isolierte Betrachtung der einzelnen Kernkomponenten Vorräte, Forderungen und Verbindlichkeiten erfolgen, vielmehr ist eine dynamische und prozessorientierte Sichtweise vonnöten, die eine ganzheitliche und funktions- und abteilungsübergreifende Optimierung des Working Capital im Blick hat. Das ganzheitliche Working Capital Management berücksichtigt alle Einflussfaktoren entlang der Supply Chain
Diese prozessorientierte Sichtweise als Basis einer übergreifenden Optimierung fördert die Identifikation jener Faktoren, die das Working Capital beeinflussen. Sie gibt die Sicht frei auf die Wechselwirkungen zwischen den diversen und betroffenen Funktionen im Unternehmen.
Auf Basis dieser gewonnenen Transparenz lassen sich Maßnahmen zur nachhaltigen Optimierung des Working Capital ableiten.
Allgemeine Erfolgsfaktoren des Working Capital Management
- Bewusstsein
- Aufnahme von Working Capital KPIs in das Management Reporting
- Etablierung einer „Cash-Kultur“
- Monatliches Berichtswesen
- Kenntnis der Treiber auf jeder Hierarchieebene
- Vorgabe formaler Richtlinien und Standards
- Einführung eines unternehmensweit einheitlichen Kennzahlensystems
- Einrichtung einer zentralen Verantwortlichkeit bzw. eines Working Capital Managers
- Klare und zweifelsfreie Zuweisung von Verantwortlichkeiten
- Systematische Dokumentation von Verantwortlichkeiten
- Dokumentation der Prozesse
- Verringerung von Medienbrüchen
- Definition klarer und messbarer Ziele
- Runterbrechen der Ziele auf Prozessverantwortliche
- Verankerung der Ziele in der Bonifikations-Systematik
Transparenz und Kommunikation
Standardisierung
Verantwortlichkeit
Prozessfokussierung
Ziele
Erfolgsfaktor: Transparenz durch direkte Kennzahlen
Da die klassischen, indirekten Makro-Kennzahlen (wie bilanzielle DPO, DSO, DIO) zur effektiven Steuerung des Working Capital nur sehr bedingt taugen, müssen Kennzahlen bis zur Mikroebene gefunden werden, um eine maximale Transparenz in die Teilprozesse zu bringen. Die Transparenz muss bis zur Belegebene hergestellt werden, so dass eine optimale Steuerung erfolgen kann. Die indirekten KPIs auf hochaggregierter Ebene dienen zwar dem externen Reporting und der Konzernsteuerung, lassen jedoch nur einen Blick auf den Teil des Eisbergs zu, der aus dem Wasser ragt. Der viel größere Teil, der unter der Wasseroberfläche liegt, bleibt verborgen und beinhaltet die eigentlichen Treiber für die indirekten KPIs. Mit Hilfe von direkten und multidimensionalen Kennzahlen kann die komplette Transparenz und freie Sicht auf die internen und externen Treiber und Verantwortlichkeiten erzeugt werden.
Die Ermittlung von direkten Kennzahlen aus Einzeltransaktionen, wie etwa aus Zahlungsvorgängen auf Debitoren- wie Kreditorenseite (aber auch der Materialwirtschaft), ist eine Grundvoraussetzung für ein adressatengerechtes Reporting und die effektive und effiziente Steuerung des Working Capital.
Direkte DSO/DPO Berechnung
Die Stärken dieser direkten Kennzahlen:
- Berechnung von tatsächlichen Außenstandstagen auf Basis von Nettogrößen-
- Messung auf Basis der Einzelbelege- Berechnung unterschiedlicher Phasen und Allokation auf den Verantwortlichen
- Multidimensionale Kennzahlenberechnung vom Beleg- bis zum Konzernergebnis
- Mögliche Basis für die Bonifizierung der jeweiligen (Teil-)Prozessverantwortlichen
- Steuerung des tatsächlichen Working Capital und des bilanzierten Working Capital
Fazit: Mikro-Kennzahlen sind zur Steuerung des Working Capital sehr gut geeignet!